Schlagwort: prunus armeniaca

Ungeplanter Obstbaumschnitt

Für einige Bäume und Sträucher sind frostfreie Tage im Februar die richtige Zeit für einen Schnitt. Und eigentlich wollte ich hierzu etwas Material sammeln und einen Artikel dazu schreiben, denn das Thema kann ein gärtnerisches Gemüt ganz schön erhitzen. Aber heute hat mich die Realität zum Obstbaumschnitt etwas ungeplant eingeholt. Dazu muss ich natürlich etwas ausholen…

 

Gleich in unserem ersten Gartenjahr (vor 9 Jahren) kauften wir einen jungen, kleinen Obstbaum. Eine Aprikose (prunus armeniaca) die uns in der Baumschule als „Lilly-Aprikose“ angepriesen wurde, weil sie nur bis 1,60 m groß würde. Wir pflanzten sie also entsprechend nahe am Zaun, und freuten uns in den nächsten Jahren über die frühe, wunderschöne Blüte und stellten fest, dass sie bei 1,60 m auch nicht aufhörte zu wachsen. Sie entwickelte sich prächtig, war schon nach wenigen Jahren an die 3 Meter hoch und bescherte uns im Jahr 2015 eine reiche Aprikosenernte (bisher die Einzige) von 10 kg, für das kontinentale Klima in Berlin recht ungewöhnlich. Meistens verhindern unsere späten Fröste bei diesem Frühblüher die Obsternte.

Und auch die Tatsache, dass sie für ein Baum eigentlich zu nahe an der Grundstückgrenze lag, belastete unser nachbarschaftliches Verhältnis nicht. Als wunderschöner Schattenspender wird unser Baum auch gerne im Sommer bei den Nachbarn genutzt. Ein rundum geliebter Baum, also. 

Bereits im letzten Jahr viel mir auf, dass er an einigen Stellen seiner Rinde einen harzigen Ausfluss hatte, aber dies hielt ich als relativer Laie für normal. Als ich nun in einer Gartenzeitschrift darauf stieß, dass dies ein Krankheitsbild ist, nämlich Gummifluss, prüfte ich die Stelle nochmal. Was noch im letzten Jahr als bernsteinfarbener Harz sichtbar war, war nun  eine geschwärzte, aufgerissene Rinde und eindeutig kein schöner Anblick mehr. Ich deutete also schon mal vorsichtig an, dass wir hier wohl zur Astschere greifen müssten, und mein Mann nahm sich des Themas an diesem frostfreien Wochenende an. Es stellte sich dabei aber heraus, dass unsere geliebte Aprikose bereits sehr stark vom Gummifluss befallen war, kaum ein Ast war davon verschont geblieben. Und etwas Recherche im Netz machte mir gleich klar, das Ignorieren hier auch nicht die richtige Strategie ist. Die Äste müssen ab, oder der Baum kann daran sterben.

Nun bin ich im Grunde ein pragmatischer Optimist, und sagte mir, dass wir den starken Wuchs der Aprikose ohnehin mit einem Schnitt nochmal eindämmen wollten, und damit eventuell auch nochmal eine Aprikosenernte erzielen könnten, also versuchte ich nicht allzu traurig zu sein, als ich sah, wie unser schöner Baum bis auf das „Grundgeäst“ runtergeschnitten wurde. Aber etwas schwer ums Herz war uns allen schon, als wir sahen, wie die Äste fielen.

Die Astwunden durch den Schnitt wurden gleich mit einem Wundverschluss behandelt (nach kurzem Abstecher zum Baumarkt) und die nächste Stunde verbrachte ich damit, mit der Astschere und tatkräftiger Unterstützung meiner Sechsjährigen das Schnittgut zu zerkleinern und in der Biotonne zu versenken (die um diese Jahreszeit noch viel Platz bietet).

Einige kleinere Äste die noch nicht befallen waren, stehen nun in einer Vase und so hoffen wir, dass wir für dieses Jahr zumindest auf diesem Wege eine kleine Aprikosenblüte im Hause genießen können.

Nun gilt es den Baum wieder gesund zu pflegen und zu hoffen, dass er sowohl die Krankheit, als auch die radikale Gesundheitskur übersteht. Ich hoffe sehr über die Genesung an dieser Stelle wieder berichten zu können.